Herkunft: Ulm, Deutschland.
Material: Lindenholz.
Abmessungen: Höhe 86 cm
Epoche: Spätes 15. Jahrhundert.
Zustand: Verluste sichtbar.
Preis: 9 800€
Ref.275
Auferstandener Christus, in leichtem Kontrapost stehend, die Beine gekreuzt, Ulm, Schwaben, um 1490–1510. Der Oberkörper ist nackt, während ein Mantel tief um die Hüften gelegt und mit der rechten Hand angehoben wird. Die Behandlung des Kopfes entspricht dem Formenvokabular, das man bei Christus- und Apostelfiguren der Werkstatt Niklaus Weckmanns in Ulm beobachtet: ein schweres, betontes Oberlid, leicht geöffneter Mund mit scharf eingeschnittenen Mundwinkeln und eine hervortretende Unterlippe. Der Bart besteht aus gekämmten, rhythmischen, S-förmigen Strähnen, die in übereinanderliegenden Partien unter dem Kinn angeordnet sind. Das Haar ist in breite, bandartige Strähnen mit hakenförmig eingerollten Enden geschnitzt. Das Faltenwerk stützt ebenfalls die Zuschreibung an die Werkstatt Weckmanns: schwere, röhrenförmige Falten, die von scharfkantigen V-Brüchen gegliedert werden und abwechselnd kantige Facetten und tief ausgehobene Kehlen bilden.
Die gekreuzten, bloßen Füße sind mit zurückhaltetem Naturalismus dargestellt: Adern und Sehnen werden nicht betont – im Unterschied zur ausgeprägteren anatomischen Behandlung nach 1510, etwa bei Daniel Mauch. Die Skulptur gehört somit zur Ulmer Produktion an der Wende vom 15. zum 16. Jahrhundert. Moderner Sockel, fehlende Arme, Schwundrisse und alte Wurmgänge.
Vergleichbare Werke, die diese Zuschreibung stützen:
· Der „Christus der Himmelfahrt“, Villa Ephrussi de Rothschild, Inv. EdR 919
· Betender Christus, Musée du Louvre, Inv. RF 1381, um 1500–1520
· Der hl. Johannes, Lempertz, Köln, Auktion „Alte Kunst“, 18. November 2023, Los 2108, ehemals Galerie Ekinium Ref.196
Herangezogene Literatur:
· Meisterwerke massenhaft. Die Bildhauerwerkstatt des Niklaus Weckmann und die Malerei in Ulm um 1500. Württembergisches Landesmuseum Stuttgart, Hrsg. Heribert Meurer / Hans Westhoff, 1993.
· Jörg Syrlin der Jüngere und der Bildhauer Niklaus Weckmann. Wolfgang Deutsch, 1966.
· Meisterwerke Ulmer Kunst. Barbara Maier-Lörcher, Jan Thorbecke Verlag, Ostfildern, 2004.